Wer hat sie nur beraten? fragt sich der geschichtsbewusste Kaffeetrinker, wenn er den Werbeslogan "Jedem den Seinen" von Kaffeeröster Tchibo und Tankstellenkette Esso betrachtet. An sich ist da nichts Verwerfliches daran, den römischen Philosophen Cato etwas abgewandelt zu zitieren, aber man muss nicht unbedingt Jude sein, um sich daran zu erinnern, was am Eingangstor zum Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar stand.
Tchibo hatte mit diesem Spruch bundesweit an rund 700 Esso-Tankstellen für seine verschiedenen Kaffeesorten geworben und dabei Unkenntnis der Geschichte des 20. Jahrhunderts bewiesen. Natürlich hagelte es Protest: Die Frankfurter Rundschau zitiert den Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden, Salomon Korn, mit den Worten "nicht zu überbietende Geschmacklosigkeit". Korn nannte dies ein Beispiel "totaler Geschichtsunkenntnis".
Die beiden Firmen zeigten sich einsichtig, jedoch machte man auf Seiten Essos die beauftragte Werbeagentur verantwortlich. Aber mal im Ernst: Selbst wenn die Agentur Mist liefert - irgendjemand muss doch die Arbeiten abgenommen haben. Entweder war man sich einig oder es herrschte kollektive Geschichtsunkenntnis.
Thema: Kaffee, Geschichte, Dummheit
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